Frühjahrssynode im Dekanat:
Schwerpunktthemen Pfarrstellen und Demokratie
Großen Anlass zu Dank und Anerkennung für insgesamt 90 Jahre leitendes Ehrenamt gab es direkt zum Beginn der Synodaltagung.
Dank für ehrenamtliches Engagement
Für sage und schreibe ein halbes Jahrhundert ehrenamtliches Engagement mit Schwerpunkt Bau und Finanzen – sowohl im Kirchenvorstand seiner Heimatgemeinde, im Dekanat, wie auch in der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) – würdigte Dekan Steffen Held den langjährigen Dekanatskollektenrechner Willi Böllert aus Ober-Roden. 19 Jahre lang betreute der „Herr der Zahlen“ verlässlich und akkurat das Gottesdienstkollektenwesen – zunächst im früheren Dekanat Rodgau, seit der Fusion im neuen Kirchenkreis. Diese Aufgaben wird künftig die Evangelische Regionalverwaltung Starkenburg-Ost übernehmen.
Für 40 Jahre im Kirchenvorstand dankte Präses Dr. Michael Grevel dem Gravenbrucher Christoph Fuhr, der aus dem Gremium in seiner Heimatgemeinde ausschied und seine letzte Tagung als Dekanatssynodaler absolvierte. Für ihn wird seine bisherige Stellvertreterin Irene Linke nachrücken.
Weniger Pfarrstellen in der Region
Ein wichtiger Tagesordnungspunkt war die künftige Verteilung der Pfarrstellen in der Region. Steffen Held stellte den 55 Delegierten die Überlegungen und Planungen vor, die die Steuerungsgruppe EKHN2030 im Dekanat zur kommenden Pfarrstellenbemessung erarbeitete. Er sprach hierbei von „harten Einschnitten, die uns alle treffen werden“. In zwei Schritten werden die 28 Kirchengemeinden des Dekanats zwischen Langen und Seligenstadt bis 2030 ein gutes Viertel der Gemeindepfarrstellen verlieren – das bedeutet eine Reduktion von derzeit 40 auf 29. Im gleichen Zeitraum müssen auch im Gemeindepädagogischen Dienst zwei Stellen (von 10,5 auf 8,5) eingespart werden – allerdings nur im Bereich der so genannten „Sollstellen“. Eigen- und drittmittelfinanzierte Stellen sind davon nicht betroffen. Auch bei den regionalen Pfarrstellen muss gespart werden – hier im Umfang einer ganzen Stelle. Keine Reduktionen stehen wiederum im Bereich der Kirchenmusik an.
Gute Grundversorgung gewährleisten
Die, so Held, „wahrscheinlich größte Kürzungswelle in der Geschichte der EKHN“ ist im Wesentlichen Konsequenz der zurückgehenden Mitgliedszahlen und eines daraus resultierenden drohenden Haushaltsdefizits, das im Rahmen des Zukunftsprozesses EKHN 2030 kompensiert werden soll. Umso wichtiger sei, so der Dekan, das alleinige Denken in Kirchengemeindegrenzen hintanzustellen und künftig stärker die engere Zusammenarbeit in Kommunen, Nachbarschaftsräumen und Verkündigungsteams zu suchen, um einerseits weiterhin eine gute Grundversorgung mit vielfältigen seelsorgerlichen, geistlichen und anderen Angeboten zu gewährleisten und andererseits auch Spielräume für besondere und innovative Veranstaltungen zu ermöglichen. Die Steuerungsgruppe habe beim Erarbeiten der verschiedenen Szenarien großen Wert darauf gelegt, erklärte Held, „die verschiedenen Professionen in allen sechs Nachbarschaftsräumen gleichmäßig und gerecht aufzuteilen“. Zudem sollen möglichst keine Stellen im laufenden Prozess wegfallen, sondern anstehende Kürzungen weitgehend durch reguläre Ruhestandsversetzungen aufgefangen werden.
Entscheidung im Oktober
In der sich anschließenden Aussprache überlegten die Synodalen gemeinsam, wie die flächendeckende Grundversorgung mit pfarramtlicher Arbeit zu gewährleisten sei und wie darüber hinaus weiterhin inhaltliche Akzente in der Region gesetzt werden können. In der engagiert und fair geführten Debatte wurde immer wieder betont, dass bei dem Prozess „die Kirche ihr Gesicht nach außen“ nicht verlieren dürfe. Die Entscheidung darüber, welches Szenario vom 1. Januar 2025 an in Kraft treten soll, werden die Delegierten auf der Herbsttagung im Oktober treffen.
Gegen Extremismus und Rassismus
Zum inhaltlichen Schwerpunktthema der Sitzung hatte bereits Dietzenbachs Bürgermeister Dr. Dieter Lang klar Stellung bezogen: „Demokratie ist wichtig, und wir, die Mehrheit in unserer demokratischen Zivilgesellschaft merken, dass es Zeit ist, dafür aufzustehen, auf die Straßen zu gehen, um ein Zeichen für diese Demokratie zu setzen“, sagte er in seiner Begrüßung im Namen von Magistrat und Stadtverwaltung der Kreisstadt. Der Rathauschef verwies auf die hohe Resonanz bei der Kundgebung auf dem Europaplatz und der Konferenz im Capitol im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben“. Es sei elementar, betonte er, „mutig dafür einzustehen, dass Menschenfeindlichkeit, Rassismus in jeglicher Form und Extremismus bei uns keinen Raum haben!“
„Unser Kreuz hat alle Farben“
Im weiteren Verlauf der Tagung tauschten sich die Anwesenden mit Matthias Blöser, Referent für das Handlungsfeld „Demokratie stärken“ im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN, über Rolle und Aufgaben der Kirchen in einer lebendigen Demokratie aus. Nach dem Vortrag des Experten der Landeskirche für die Themenfelder Demokratische Teilhabe, Zivilcourage, Diskriminierung und Extremismus berieten die Delegierten in Kleingruppen darüber, wie die evangelische Kirche vor Ort dazu beitragen kann, Polarisierungen zu überwinden, Demokratie, Menschen- und Bürgerrechte zu wahren und gleichzeitig gesellschaftliche Verwerfungen auch kritisch zu benennen. Hierbei wurde deutlich, dass die Teilnehmer der Synode alle Menschen als ein Ebenbild Gottes sehen. Eine Spaltung der Gesellschaft - aus welchen Gründen auch immer - werden die Aktiven der evangelischen Kirche in der Region nicht zulassen. Sie werden ihre Stimme erheben, wenn Mitmenschen bedrängt oder ausgegrenzt werden. Hierfür steht die aktuelle EKHN-Aktion „Unser Kreuz hat alle Farben“, an der sich viele Kirchengemeinden in der Region beteiligen – allen voran die Dekanatssynode Dreieich-Rodgau.